Lara Köck
Wenn ich könnte, würde ich auf dem Land – vielleicht immer noch in Mürzzuschlag – leben. Was hatten wir damals in den 90ern für einen Spaß, als wir acht Enkelkinder in der Backstube von Oma und Opa waren und eine Kundschaft gekommen ist, die in ihrem Brot eines unserer Matchbox-Autos vorgefunden hatte. Und wie aufregend und spannend war es, auf der Lapuschwiese unsere ersten Bogerl in den Schnee zu setzen.

Meine beiden Kinder werden dort vermutlich nie Schifahren – unsere Umwelt ist nicht mehr dieselbe. Es gibt in der Gegend kaum noch Schnee und der Lift hat zugesperrt. Aber nicht nur die Natur hat sich gewandelt, auch die Lebensumstände. Es ist keineswegs mehr selbstverständlich, dass die Großeltern auf die Kids aufpassen können, solange die Eltern in der Arbeit sind. Die regierende Politik hat diesem Umstand nie genügend Aufmerksamkeit geschenkt. Das Resultat: ausreichende Kinderbetreuung am Land – Fehlanzeige!

Einer der Gründe, wieso mein Mann und ich in die Stadt gezogen sind; dort gibt es eine Kinderkrippe für unsere beiden Zwergis. Wir lieben Graz. Eine junge, pulsierende Stadt, die viele urbane Vorzüge bietet und trotzdem sind wir so schnell in der Natur. Am Vormittag im Co-Working-Space arbeiten, am Nachmittag ein paar Seillängen im Klettergarten Weinzödl genießen und am Abend ins Konzert – Graz kann alles.

Viele Jungfamilien machen es so wie wir und ziehen in die Stadt. Allerdings müssen sie sich das Stadtleben auch erst einmal leisten können, denn Wohnen ist im urbanen Raum unglaublich teuer geworden. Es wird gebaut, was das Zeug hält und trotzdem werden die Wohnungen nicht günstiger, ganz im Gegenteil: die Preise steigen. Im selben Atemzug steigt leider auch die Hitze in der Stadt durch immer weniger Grün.

Hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Die Politik hat die Pflicht, sich dafür einzusetzen, dass junge Familien eine lebenswerte Zukunft in einer intakten Umwelt vor sich haben. Deshalb mache ich mich in der Steiermark für eine flächendeckende Kinderbetreuung, für leistbares Wohnen und für eine ökologische Trendwende stark.

Als Umwelt-Technikerin mit langjähriger Erfahrung in der Privatwirtschaft weiß ich, dass nachhaltiges Wirtschaften möglich ist. Die Beispiele liegen auf dem Tisch – schaffen wir die nötigen Rahmenbedingungen und helfen wir unserer Natur, sich zu regenerieren!

Vielleicht können die Kinder meiner Kinder dann doch irgendwann wieder auf der Lapuschwiese in Mürzzuschlag mit ihren Brettln im Schnee runterfetzen.
Copyright 2019 Lara Köck